Da das Thema immer wieder aktuell ist, und wir ständig Nachfragen seitens unserer Kursteilnehmer haben, gibt es hier ein Artikel zum Thema Paukenröhrchen. Viel Spass beim Lesen!

Die folgenden Informationen sind uns freundlicherweise von einer HNO-Ärztin aus unserem Teilnehmerkreis zur Verfügung gestellt worden. An dieser Stelle schon mal vielen Dank!

Schwimmschutz für Kinder mit Paukenröhrchen

Grundsätzlich ist Spritzwasser bei Paukenröhrchen kein Problem; Schwierigkeitenentstehen nur bei Seifenwasser (dabei ist die Oberflächenspannung erniedrigt, es läuft leichter durch die winzige Öffnung im Röhrchen) und beim Tauchen.
Es wird nicht empfohlen, mit Röhrchen tiefer als einen Meter zu tauchen, da dann die Druckerhöhung auch kleine Wassermengen an einem Wasserschutz vorbeidrücken und durch das Röhrchen ins Mittelohr pressen könnte.
Diese „Grenze“ ist allerdings sehr vorsichtig gezogen; es gibt sicher Eltern, die Kinder haben, die deutlich tiefer getaucht sind, ohne dadurch gleich eine Reizung der Mittelohrschleimhaut (=Mittelohrentzündung) erlitten zu haben.
Wasser, insbesondere Seifenwasser, reizt aber die Mittelohrschleimhaut, wenn sie damit in Verbindung kommt, was dann zu Ohrlaufen führt (das nicht unbedingt infektiös sein muß, es aber meistens ist – klare oder nur leicht gelblich-durchsichtige Flüssigkeit ist meist nur eine Reizung, sobald sich das Sekret verfärbt, ist von einer Infektion auszugehen, die medikamentös behandelt werden muß).
Es gibt einige HNO-Ärzte, die ihre Kinder mit Paukenröhrchen und komplett ohne Wasserschutz schwimmen geschickt haben; auch die haben nicht häufiger Infektionen erlitten als Kinder, die sicherheitshalber gar nicht mehr ins Wasser durften. Sie berufen sich auf Studien aus den USA, die nachweisen, daß es nicht zu Infektionen kommt, solange ohne Schutz nicht tiefer als 1m getaucht wird oder das Wasser Seife enthält.
Ein komplettes Schwimmverbot erscheint bei reizlosen Verhältnissen übervorsichtig, ist aber angesichts der immer problematischer werdenden Haftpflichtsituation für Ärzte oft der einfachste Weg, mit der Situation
umzugehen.
Es gibt auf dem Markt verschiedenste „Stöpsel“, die als Schwimmschutz dienen sollen; die einfachste (und kostengünstigste) Methode ist, normale Watte einzufetten (mit Nivea o.ä, Vaseline, Melkfett), um den Gehörgang abzudichten. Ungefettete Watte ist wasserdurchlässig und sollte nicht verwendet werden.
Außerdem gibt es – über die Apotheke – Oropax Badewolle, die, wenn keine Infektion besteht (dann sollte sowieso nicht geschwommen werden), immer wieder verwendbar ist. Auch andere Firmen haben ähnliche Präparate – imprägnierte Watte – lassen Sie sich in der Apotheke dazu beraten. Billig sind auch die „Tannenbäumchen“, die leider meist genau in den Situationen(wildes Spielen im Wasser), wenn sie am meisten gebraucht würden, aus den Ohren fallen. Ich persönlich würde sie für meine Kinder nicht verwenden. Es gibt auch Silikonstöpsel, die geformt und zugeschnitten werden können und deren Ursprungsgröße variiert (Kinder, kleiner Gehörgang, großer Gehörgang). In England gibt es eine „Klebemasse“ (klebt nur auf der Wand, nicht auf der Haut) auf dem Markt, die „Blue Tack“ heißt, eigentlich zur Befestigung von Postern an der Wand, die sich rückstandsfrei entfernen läßt; dazu gibt es Studien, diese als Ohrstöpsel zu verwenden, die sehr positive Ergebnisse haben, auch was die Hautverträglichkeit angeht. Leider ist Blue Tack in Deutschland meines Wissens nicht erhältlich, zu Nachahmerprodukten kenne ich keine Studien bezüglich der Verträglichkeit. In Belgien und in der Schweiz wird eine Kombination aus Silikonstöpsel und Neoprenstirnband vertrieben, die auch in Deutschland über einige HNO-Ärzte erhältlich ist. Hier sind die Stöpsel in sechs Größen erhältlich, der HNO-Arzt verordnet die richtige Größe nach Anprobe (wahrscheinlich aber nicht als Kassenleistung). Ähnliches wäre sicher auch mit Badewolle und einem Neoprenstirnband aus einem Sportgeschäft / Tauchshop zu erreichen. Teuer, aber nicht unbedingt sinnvoll sind speziell vom Akustiker abgeformte Paßstücke; da sich der kindliche Gehörgang auch während Wachstumsschüben verändern kann, sind sie nach einiger Zeit eventuell nicht mehr dicht. Da ein Paukenröhrchen gelegentlich aber über Jahre liegt, ist die Investition relativ fragwürdig.
Insgesamt würde ich die Lösung Badewolle / Neoprenstirnband (notfalls auch abgeschnittener und ggf. versäuberter Rand einer wasserdichten Badekappe) favorisieren, um maximalen Wasserschutz zu erreichen.

Mit freundlicher Genehmigung der Schwimmschule Delphin Hamburg - http://www.schwimmschule-delphin.de